Wünsche mir sachliche und ruhige Diskussion | Brixen ist im Wettbewerb und braucht Attraktionen

Vielen Dank an Waltraud Kofler Engl, Markus Lobis und allen anderen im Komitee; es ist nicht selbstverständlich, dass sich Bürger die Mühe machen, Unterlagenforschung zu betreiben, eine wp-Homepage zu erstellen und Zeit zu investieren, über ein öffentlich relevantes Thema in fundierter Art und Weise nachzudenken.*

Die Informationen sind gut aufbereitet worden und können somit auch für die Entscheidungsfindung hilfreich sein, auch wenn sie aus meiner Sicht (bis jetzt) sich zu sehr auf das historische Erbe des Gartens konzentrieren und zu wenig auf die für die Zukunft relevanten Ziele, die man mit der Öffnung des Gartens eigentlich erreichen könnte.

Innerhalb der Koalition fließen die Informationen leider derzeit noch spärlich – sobald die Problematik intensiv thematisiert werden wird, wird sich dies (hoffentlich) ändern. Von Stadtrat und Arbeitsgruppe einmal abgesehen, hat die Diskussion in der Koalition noch gar nicht begonnen.

Deshalb stört mich etwas die Grundstimmung auf dieser Homepage, die davon ausgeht, dass grundsätzliche Entscheidungen bereits getroffen wurden und entsprechend „bekämpft“ werden sollten. Diese Art, die Diskussion zu beginnen, ist nicht zielführend und erzeugt lediglich energieraubenden Gegendruck.

Viel mehr muss jetzt eine ruhige und sachliche emotionsfreie Diskussion begonnen werden, die eine Entscheidung zur zukünftigen Nutzung des Gartens zum Ziel hat. Die Brixnerinnen und Brixner haben das Recht, sachlich informiert zu werden, sich in die Diskussion einzubeziehen und vielleicht am Ende sogar in Form einer Volksbefragung mitzuentscheiden – sollte es nicht vorher zu einem breiten Konsens kommen.

Meine persönliche Vision wäre eine möglichst schonende Nutzung des Gartens (natürlich unter Berücksichtigung der Denkmalpflege, anders kann man sich das auch gar nicht vorstellen), die aber bei Touristen und Einheimischen eine starke Magnetwirkung ausübt. Und hierin steckt bereits die Gretchenfrage: Wieviele Besucher „verträgt“ der Garten eigentlich?

Schaffen wir die Gratwanderung, einen Anziehungspunkt zu kreieren, ohne den Garten zu missbrauchen? Ist eine schonende Nutzung vereinbar mit größeren Menschenmengen? Eines dürfen wir nämlich im Romantisieren nicht vergessen: Brixen ist im Wettbewerb mit anderen Städten, und die Stadt braucht Anziehungspunkte, um weiterzukommen.

Ich wünsche mir eine fruchtbare Diskussion und freue mich auf den Gedankenaustausch.

Willy Vontavon

 

* Anmerkung der Redaktion: Frau Dr. Waltraud Kofler Engl ist nicht Mitglied unserer Initiative. Sie war jedoch gerne bereit, bei der Gründungsversammlung über verschiedene Aspekte des Projekts und die Anliegen der Denkmalpflege zu sprechen.

17 Kommentare zu „Wünsche mir sachliche und ruhige Diskussion | Brixen ist im Wettbewerb und braucht Attraktionen

  1. Willy Vontavon übersieht, dass die Gemeindeverwaltung mit der Wahl des Planers und mit der Formulierung des Auftrages an diesen bereits eine klare Vorentscheidung getroffen hat. Die von Vontavon gewünschte „ruhige und sachliche Diskussion“ kann nur stattfinden, wenn diese Diskussion von vorne beginnt. Dazu muss man den Herrn Steiner mit seinen 80.000 Euro nach Haus schicken und mit echten Fachleute anstatt mit einem Eventmanager ein Gespräch suchen. Der Herr Steiner kann sich ja mit seinen Seilbahnplänen für die Langkofelscharte vergnügen.

    1. Lieber Hartmuth, bevor wir jemanden „nach Hause schicken“, reden wir mit ihm. Sollten wir am Ende einer freundlich geführten Entscheidungsfindung mit seinen Vorschlägen wirklich nicht einverstanden sein, „schicken“ wir ihn nicht „nach Hause“, sondern geben ihm wiederum freundlich, aber bestimmt zu verstehen, dass seine Vision mit unserer nicht übereinstimmt – immer aber in einem Ton der Wertschätzung und des Respekts, wie es halt unter zivilisierten Menschen sein sollte.

  2. Zum Kommentar von Willy Vontavon: Brixen braucht keine „Anziehungspunkte“ im Sinne von „Events“. Brixen verfügt bereits über eine große Anzahl von Anziehungspunkten – der Hotelierfachmann Prantner hat sie am Donnerstag, dem 28.10.10 alle aufgezählt. Die Hofburg als Ensemble mit ihren Gärten ist sicherlich eine der bedeutendsten davon. Was Brixen braucht ist eine ganze Reihe moderner Ergänzungen – nicht im Hofburggarten! – sondern anderswo: z.B. mit einer schnellen Metroverbindung Innsbruck-Brixen-Bozen, mit einer Seilbahn von der Stadt auf die Plose, eine Verschönerung und Durchgrünung der beiden häßlichen Gewerbezonen Nord und Süd etwa mit einer Allebaumkaschierung entlang der Brennerstraße, ein großes Stadthotel für die Organisation von Konferenzen im Forum und damit zur Erschließung neuer Gästeschichten, die zunächst geschäftlich dann aber privat nach Brixen kommen, ein durch einen Kulturreferenten ganzheitlich organisiertes und strukturiertes Kulturangebot und nicht zuletzt eine urbanistische Entwicklung in der nicht immer einzelne Ausnahmen einer gesamtheitlich gesehenen Entwicklung mit Master- und Durchführungsplänen vorgezogen werden. Events wie Motorsportveranstaltungen, Lunaparks und Südtiroler Disneyland gehören in die Gewerbezone – da gibt es Leerstand – aber nicht in den Hofburggarten. Der Hofburggarten kann mit geringen Mitteln zu einer schönen Ruhezone mitten in der geschäftigen Altstadt umgestaltet werden. Brixner und Besucher werden sie dankbar nutzen um sich vom allseitigen Shopping & Event- Aktionismus auch einmal zu erholen.

    1. Boh? Lieber Ando, du wirfst mit Schlagworten um dich, von denen ich nicht weiß, woher du sie hast. Ich rekapituliere: Wer spricht von „Events“? „Motorsportveranstaltungen“ im Hofburggarten?? Aha. Wo du das wieder her hast. „Luna Parks“??? Das wird ja immer schöner. „Südtiroler Disneyland“????

      Ich bitte um sachliche Diskussion und um Verzicht auf populistische Schlagworte, die deiner grundsätzlichen Argumentation Glaubwürdigkeit nehmen und vermuten lassen, dass du aus irgendeinem Grund einfach sierig mit der Stadtregierung bist. Ich wiederhole: Die Frage ist, welche Menschenmengen der Garten „verträgt“. Denn: Eine „schöne Ruhezone“ wird, wenn sie wirklich als schön empfunden wird, auch eine gewisse Anziehungskraft haben. Könnten wir damit leben, wenn diese Ruhezone am Ende so attraktiv sein würde, dass sie eine größere Menge Menschen sehen wollen? Darin liegt nämlich das Paradoxon, das du in deinem eigenen Text erkennen solltest: „Die Hofburg als Ensemble mit ihren Gärten ist sicherlich einer der bedeutendsten Anziehungspunkte“. Ja Herrgottsakrament: Ein Anziehungspunkt sollte eben auch Leute anziehen. Wie viele sollten es aber sein?

      Um meine Überlegungen zu untermauern: Ist die Anlage Trauttmansdorf nur bis zur Öffnung der Besuchertore schön, oder empfindest du die Gärten als „Südtiroler Disneyland“?

      1. Ich brauche Dich nur an die Moto-Cross-Springerei auf dem Domplatz zu erinnern, lieber Willy. Keineswegs habe ich die bereits in den Hofburggarten verlegt – da sollen ja nun „Wasserwelten“ nach dem gescheiterten Big-Mac-Apple hin – alles nicht weit von der Luna-Park-Mentalität entfernt.
        Sierig auf die Stadtregierung? Es geht um die Sache und die kann man nur dann sachbezogen diskutieren wenn es zu einer wirklichen Diskussion kommt und nicht nur zur Information wenn zu Schweigen verpflichtete Arbeitsgruppen und „Wirtschaftskreise“ bereits die Vorentscheidungen getroffen haben. Wieviel Besucher schließlich in den Hofburggarten gelangen ist später eine reine Organisationsfrage und hat zunächst nichts mit der beabsichtigten Nutzung zu tun – auch nichts mit Trauttmansdorff. Deine etwas wirre – pardon! – Argumentation steht meinen „populistischen“ Schlagworten in nix nach. Den altväterlich-oberlehrerhaften Hinweis auf „sachliche“ Diskussion kannst Du Dir insofern sparen.

  3. Später eine reine Organisationsfrage? Aha. Ungeplant mitten hinein ins Chaos. Das ist also deine Strategie. Die kann ich nicht vertreten, tut mir Leid.

    Apropos: Die Rolle des altväterlichen Oberlehrers, der grundsätzlich alles besser weiß, ist in Brixen schon besetzt, lieber Ando.

    1. Lieber Willy, ich schlage vor, dass wir den Streit, wer von uns die Rolle des altväterlichen Oberlehrers in Brixen einnehmen darf, nach alter Sitte mit einem Duell im Morgengrauen des Hofburggartens austragen. Du hast die Wahl der Waffen. Ich werde mir als Sekundant den Mesner von Latzfons wählen.
      Also dann: bis zum finalen Schuss!

  4. Gute Idee – es gibt allerdings ein Problem: Ich mag keine Waffen, und schon gar keine Gewalt. Was ich hingegen gern mag, ist, mit den Leuten diskutieren – aber bitteschön immer in einer gepflegten Art und Weise. Ich verzichte also auf das von dir vorgeschlagene Duell und überlass dir das Feld 😉

  5. Nun, da die Streitlust unter den virtuellen Duellanten Vontavon und Hempel ein wenig abgekühlt ist, möchte ich mich zu Willys Statements zu Wort melden: Es ist für mich eine ernüchternde Erkenntnis, dass die SVP nach innen genauso wenig Diskussion und Funktionärsbeteiligung pflegt wie in Richtung Bürgerschaft.

    Willy ist nicht der erste von den „Gestaltern“ aus der politischen Mehrheit, der einräumt, wenige Informationen über das Projekt der Öffnung und Neugestaltung des Hofburggartens zu haben.

    Das wirft kein gutes Licht auf die Administration Pürgstaller und nährt in mir den Verdacht, der Bürgermeister versuche krampfhaft, sich irgendwo ein Denkmal zu setzen, ohne sich von „eigenen“ Leuten und Gegnern dreinreden zu lassen.

    Doch dafür ist der Hofburggarten denkbar ungeeignet.

    Was mir auch immer wieder auffällt: Wenn rauskommt, dass die politsche Mehrheit (Bürgerliste natürlich inklusive!) Fehler macht, wünschen sich plötzlich alle eine sachliche und ruhige Debatte, was immer man darunter verstehen mag. Dabei ist auch gegen emotional geführte Debatten im Prinzip nichts einzuwenden.

    Wir sind keine rationalen Maschinen, die per mathematischem Verfahren Punkte pro und Punkte contra abwägen und dann zu einer Entscheidung kommen. Und es fällt schwer, „ruhig und sachlich“ zu bleiben, wenn man draufkommt, wie hanebüchen und naiv (um einen freundschaftlichen Ausdruck zu verwenden) bisher in Sachen Hofburggarten vorgegeganen wurde.

    1. eigentlich ernüchternd und entäuschend was den Bürgern gestern nach knapp zwei Jahren Planung von angeblichen Profis und mehr als 80.000 € Honorar präsentiert wurde. Wohlgemerkt nicht vom Inhalt her über den ich mich hier nicht äußern möchte. Ganz anders die Diplomarbeit zum Nulltarif von Frau Schgaguller. Der Vergleich zeigt, dass jemand mit einem direkten Bezug zu den Örtlichkeiten eben ganz anders auf diese eingehen kann, als jemand der die lokalen Gegebenheiten nicht kennt. Die von Herrn Steiner getätigte Aussage, er sei in erster Linie Geschichtenerzähler und nicht Planer nehm ich ihm sofort ab und kommentiert sich eigentlich von selbst.

    2. finde das „ruhig und sachlich“ bleiben auch nicht zentral wichtig, aber wenn es uns inder Diskussion gelingt, fair zu bleiben, dann hören wir uns besser zu und der jeweils Andersdenkende geht vielleicht eher auf die Argumente ein.
      Wir von der Grünen Bürgerliste gehören zur Mehrheit und in deinem Text klingt es so, als ob du auch uns für Fehler verantwortlich machst. Wir sind seit Jahren für eine schonende Nutzung des Hofburggartens!
      Der Diskussionsabend ist sehr positiv verlaufen. Alle in der Mehrheit haben die Grundstimmung dieses Abends verstanden.
      Die Grüne Bürgerliste wird die positive Stimmung für eine sanfte Lösung weiterentwickeln und den Dialog mit allen garantieren.
      Auf gehts! Wir dürfen alle mitreden und mitentscheiden!

    3. Der Hinweis auf „sachliche Debatte ohne Grabenkämpfe“ nervt auch mich: ensteht doch der Eindruck, dass Debatten nur als sachlich geführt betrachtet werden, wenn man sich den (vorgefassten) Meinungen der Mehrheit anschließt. Da bin ich eher stolz auf Emotion und Erregung über Dinge, die so ganz offensichtlich ohne Diskussion abgelaufen sind – nicht mal die sachlichen Diskutierer sind offenbar informiert worden.

  6. Was ist bitte so schlimm dran wenn die Mitglieder Mehrheits-Fraktionen ihre Diskussion zum selben Zeitpunkt beginnen wie die Räte der Opposition und die Bürgerschaft??? Was hättest du denn hier wohl geschrieben, wenn wir in unserer Fraktion bereits alles diskutiert hätten? Dann hättest du uns vorgeworfen, dass man die Bürger nur per forma informiert, obwohl die SVP eh schon alles entschieden hat ?!?! Ich ging gestern Abend zur Vorstellung mit dem gleichen Informationsstand wie alle anderen, die täglich Zeitung und/oder euren Blog gelesen haben. Entsprechend „unvorbelastet“ konnte ich mir nun eine persönliche Meinung bilden, die auf den gestrigen, zahlreichen Informationen aufbaut.

    1. Lieber Ingo,

      das ist mir schon recht, wenn Du und die anderen „Gestalter“ aus der Mehrheitsfraktion (Bürgerliste natürlich inklusive) die selben Informationen haben wie die Bürgerschaft.

      Nur frage ich mich, wie es mit den Informationsfluss und der demokratischen Kultur in der Mehrheit bestellt ist, wenn Leute wie Du, die sich idealistisch gesinnt zur Verfügung stellen und im Gemeinderat sitzen, von ihren Mitbestimmungsmöglichkeiten faktisch ausgeschlossen werden. Das ist aber eine Frage, die ihr intern klären müsst.

      Der gestrige Abend war für mich sehr anregend und erfreulich: Die Statements der BürgerInnen waren fundiert und präzise, die Meinungsbildung deutlich contra Steiner und pro Schgaguler. Bürgermeister Pürgstaller kann sich glücklich schätzen, von der selbstbewussten Bürgerschaft derart deutliche Rückmeldungen zu erhalten und weiß nun wohl sehr genau, was er zu tun hat. Und da er ein sehr cleverer Mensch ist, wird er diese Zeichen auch richtig deuten, davon bin ich überzeugt.

      1. zur demokratischen kultur und informationsfluss nur kurz:
        die bisherigen waren entscheidungen der stadtregierung bzw. der verantwortlichen der letzten amtsperiode. nunmehr gibt es neue kräfte und die diskussion wechselt zudem die ebene: hin zur bürgerschaft und den gemeinderat. und da bin ich eben der meinung dass es nur richtig ist, dass den diskussionsprozess alle listen/parteien und die bürger zeitglich beginnen. die fraktionsinterne debatte, auch die koalitionsinterne, beginnt erst, und da bin ich nicht „faktsich ausgeschlossen“, sondern mittendrin …

      2. Nur schade, lieber Ingo, dass auf diese Art der „Planungsunkultur“ bereits zwei Jahre der Pachtzeit und rund 140.000 € vergangen sind. Mit dem Geld hätte man sicher schon mal provisorisch den Hofburggarten öffnen können um die Kenntnis und Akzeptanz der Brixner Bürger, die den Garten ja kaum kenne als „Testphase“ zu verbessern. Im übrigen freue ich mich, dass Du nun dabei bist und Deine Meinungen – die ich immer geschgätzt habe – einbringen kannst. Viel Erfolg dabei!

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